Musikverein Mittelstadt
Was ist eine Gemeinde ohne Musik? Was sind Veranstaltungen, ob besinnlicher oder heiterer Art, ohne die Mitwirkung einer Musikkapelle? Von diesem oder ähnlichen Gedanken geleitet, entschlossen sich im Jahre 1911 fünfzehn Männer in Mittelstadt, eine Musikkapelle zu gründen. So entstand am 7. April des gleichen Jahres der Vorläufer des heutigen Musikvereins, der »Mittelstädter Posaunenchor«. Der Begriff des Kirchlichen wurde dabei bewusst eingeschlossen. Selbstverständlich wurden auch passive Mitglieder aufgenommen, die ebenso wie die Aktiven des Vereins einen Monatsbeitrag von 20 Pfennig zu bezahlen hatten.
Aber bereits am 8. September 1911 löste sich der Verein wieder auf, dafür wurde der Musikverein Mittelstadt gegründet.
Als Vorstand wurde Friedrich Lutz gewählt, Vizevorstand wurde Wilhelm Baumer, der zugleich das Amt des Kassiers versah. Schriftführer war Karl Wurst. Als Ausschussmitglieder fungierten Friedrich Schlotterbeck, Wilhelm Walker, Christian Nagel, Wilhelm Kuhn sowie die Ersatzmänner Gottlob Röhm und Adolf Armbruster. Weitere Gründungsmitglieder waren Gotthilf Walker, Karl Hörz, Rudolf Baumer, Wilhelm Wurster, Karl Decker, Jakob Müllerschön und Emil Baumer. Dirigent wurde Georg Gaiser aus Sondelfingen. Die vom »Mittelstädter Posaunenchor« übernommenen Instrumente wurden von C auf B umgestimmt.
Die Erfolge des jungen Vereins waren sehr vielversprechend, doch leider nur von kurzer Dauer. Der Beginn des 1. Weltkrieges bedeutete auch für diesen Verein einen jähen Einschnitt, da fast alle Musiker der 12 Mann starken Kapelle zu den Waffen gerufen wurden. Während des Krieges fielen 11 Mitglieder des Vereins, darunter der Gründungsvorstand und die 5 Aktiven Fritz Schlotterbeck, Adolf Armbruster, Karl Wurst, Rudolf Baumer und Wilhelm Kuhn.
Am 15. März 192o fand die Neugründung des Vereins statt. 1. Vorsitzender wurde Wilhelm Walker. Im Jahre 1924 musste er wegen Krankheit sein Amt abgeben.
An seine Stelle trat Wilhelm Baumer, der sein Amt 15 Jahre lang versah. Unter seiner Führung beteiligte sich der Musikverein an zahlreichen Wertungsspielen, die unter der Stabführung von Albert Hipp aus Sondelfingen, der im Jahr 1925 die Kapelle übernahm, einen guten Erfolg hatten. Von 1935 —1952 leitete dann Robert Völter aus Metzingen die Kapelle. Auch unter seiner Führung konnten schöne Erfolge verzeichnet werden. Ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war das 25jährige Jubiläum im Jahre 1936, das auf dem Sportplatz am Neckar abgehalten wurde. 1939 wurde Gotthold Nagel Vereinsvorstand. Beim Bezirksmusikfest 1939 in Unterhausen, kurz vor Beginn des II. Weltkrieges, konnte der Musikverein Mittelstadt unter den teilnehmenden Vereinen den ersten Platz erringen. Einige Wochen danach brach der II. Weltkrieg aus und lähmte die Tätigkeit des Vereins aufs Neue. Die Kapelle, deren Können mit 23 Musikern auf beachtlicher Höhe stand, wurde auseinandergerissen. Noch größer waren in diesem schrecklichen Krieg die Verluste; nicht weniger als neun Aktive kamen nicht mehr in die Heimat zurück: Fritz Schlotterbeck, Karl Fritz, Karl Müller, August Schaupp, Christian Fritz, Karl Lauxmann, Wilhelm Kehrer, Erich Schweizer und Albert Nagel.
Mit neuem Mut gründete man am 23. Mai 1948 den Verein zum dritten Mal. Karl Hörz wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt. 2. Vorsitzender wurde Karl Münch, Kassier Wilhelm Kurz und Schriftführer Adolf Knecht. Zum Ausschuß gehörten Ernst Fritz, Karl Müller sen., Hermann Schlotterbeck und Albert Kuhn.
Unter schwierigsten Verhältnissen wurden die Übungsstunden wieder aufgenommen. Die großen Lücken, die der II. Weltkrieg gerissen hatte, mussten mit neuen Kräften, vorwiegend Jugendlichen, ausgefüllt werden. Dank großer Anstrengungen konnte im Jahr 1951 das 4ojährige Jubiläum bereits wieder mit einer stattlichen Kapelle von 22 Mann durchgeführt werden.
1952 fand der Musikverein in Peter Fihn einen musikalischen Leiter, der sich als Meister seines Faches erwies.
1953 löste Adolf Knecht den altershalber ausscheidenden 1. Vorsitzenden Karl Hörz ab. Unter seiner Leitung konnte der Musikverein 1954 in Mittelstadt das 4. Kreismusikfest, verbunden mit Wertungsspiel, durchführen.
Nicht weniger als 3o Kapellen aus der näheren Umgebung bekundeten ihre Verbundenheit mit dem MVM und trugen dazu bei, dass dieses Fest zu einer mächtigen Demonstration für die Volksmusik wurde. 1958 konnte sich die Kapelle am ersten Heimkehrer- und Trachtenfest in Brixen im Thale (bei Kitzbühl) beteiligen, was für alle Teilnehmer ein einmaliges Erlebnis war. 1959 wählte der Verein Willi Etter zum 1. Vorsitzenden. Daß die Kapelle in Peter Fihn den richtigen Mann an der Spitze hatte, bewies sich recht bald. Eine stete Aufwärtsentwicklung war nicht zu verkennen, und bei verschiedenen Wertungsspielen konnten gute Ergebnisse erzielt werden.
Beim Bezirksmusikfest 1960 in Gomaringen versuchte sich die Kapelle erstmals in der Oberstufe und konnte auf Anhieb einen ersten Rang erreichen. Ebenfalls ein erster Rang wurde beim Musikfest 1961 in Ergenzingen erreicht.
Unter Anteilnahme der ganzen Gemeinde konnte dann im Jahre 1961 der MVM sein 5ojähriges Bestehen feiern. Allen Widrigkeiten zum Trotz hatten sich immer wieder Idealisten gefunden, die die Sache der Volksmusik zum Wohle und zur Freude der Menschen hegten und pflegten. Voll Stolz konnte der Musikverein auf 5o Jahre seiner Geschichte zurückblicken und mit Zuversicht dem 100jährigen Jubiläum entgegensehen.
Seit 1963 ist das früher aktive Mitglied Gottlob Kurz Vereinsvorstand. In diesem Jahr ist es nun während der 54jährigen Vereinsgeschichte zum ersten Mal möglich, die Kapelle des Musikvereins Mittelstadt von einer Schallplatte zu hören. Bei den zu Gehör kommenden Musikstücken handelt es sich ausschließlich um Eigenkompositionen von Peter Fihn, der sich auch als Komponist einen guten Ruf erwerben konnte.
Die Kapelle zählt zur Zeit 26 Mann und darf sich ohne Übertreibung zu den besten der Umgebung zählen.
Die Namen der Musiker sind:
Dirigent: Peter Fihn
Es-Klarinette: Willi Kurz
B-Klarinette: Richard Jetter, Hermann Schlotterbeck, Michel Becker, Erich Schlotterbeck, Karl Armbruster.
Flügelhorn: Fritz Schlotterbeck, Franz Euchner, Erwin Kimmerle, Eugen Müller
Trompete: Heini Lutz, Hans-Jürgen Ehmke
Tenorhorn: Adolf Knecht, Edwin Lauxmann, Eugen Röhm.
Bariton: Wilhelm Kurz
Posaune Karl Müller, Willi Müller, Dieter Raff.
Es-Horn: Otto Müller, Günter Schmid, Hans Koch.
Baß: Eduard Schmid, Gebhard Schmid.
Es-Baß: Helmut Kehrer
Schlagzeug: Alwin Kimmerle.