Der Kindergarten der Gemeinde Mittelstadt
Am 1. Mai 1911 wurde von dem damaligen Pfarrer Hölderlin als besondere Stiftung die Kleinkinderpflege eröffnet. Es war eine gemischte Einrichtung zwischen Kirchengemeinde und bürgerlicher Gemeinde. Eine Schwester des Diakonissenmutterhauses Groß-Heppach versah den Dienst an den Kleinsten der Gemeinde. Als Kindergarten-raum wurde das damals verlassene alte Schulhaus, Kirchstraße 27, benützt. Bereits ab April 1916 übernahm die bürgerliche Gemeinde den Kindergarten ganz auf ihre Rechnung, da, wie in dem Protokoll von damals gesagt ist, »die Mittel der Kleinkinderpflege aufgebraucht sind«. 1941 versuchte die NS-Volkswohlfahrt mehrmals, die Gemeinde Mittelstadt zu bewegen, der sehr angesehenen Heppacher Schwester zu kündigen. Die damalige Regierung strebte nämlich an, sämtliche christlich geleiteten Kindergärten in die NS-Volkswohlfahrt zu überführen und damit die christ-liche Unterweisung der Kinder zu unterbinden. Der Gemeinderat hat in lobenswerter Weise diese Angriffe mehrmals abgewehrt und stand treu zu seiner Schwester Luise Gohl.
Im April 1945 kam zwischen der Kirchengemeinde Mittelstadt, vertreten durch Herrn Pfarrer Dr. Lamparter und Herrn Bürgermeister Braun, ein Vertrag zustande, nach
welchem der Kindergarten von 2 Vorständen geleitet wird. Der 1. Vorstand war der jeweilige Bürgermeister, er hatte die wirtschaftliche Leitung des Kindergartens inne. Als 2. Vorstand sollte der jeweilige Ortspfarrer fungieren und die erzieherische Seite, insbesondere die christliche Unterweisung der Kinder leiten. Die Kirchengemeinde hat sich dafür verpflichtet, einen jährlichen Beitrag von 50o DM an die bürgerliche Gemeinde für den Kindergarten zu leisten. Zum 1. Januar 1962 hat der Kirchengemeinderat diese Vereinbarung gekündigt. Damit liegt der Kindergarten ganz in der Hand der Gemeinde.
Derzeit besuchen im Durchschnitt etwa 115 Kinder den Kindergarten. Er fand, nach-dem die Räume in dem Hause Kirchstraße 27 zu eng wurden, seit Januar 1958 eine neue Heimat in den südlich gelegenen Untergeschoßräumen der Turnhalle. Die sehr sonnigen und lichten Räume wurden dem neuen Zweck entsprechend hergerichtet. Der große Spielhof davor bietet den Kindern reichlich Gelegenheit zu Bewegung in frischer Luft, und selbst bei Regenwetter steht die Halle oben für größere Spiele auch dem Kindergarten zur Verfügung. Es sind 2 große Gruppen gebildet. Leiterinnen dieser Gruppen sind die Kindergärtnerinnen Fräulein Lydia Stoll aus Metzingen und Fräulein Christiane Buck aus Hülben. Fräulein Stoll hat als Helferin Frau Irma Schlotterbeck und Fräulein Buck Frau Erna Becker, beide aus Mittelstadt. Wohl er-fordert der Kindergarten hohe Zuschüsse der Gemeinde, doch wenn man die sonnigen Kinderscharen sieht und erlebt, wie sie dort in ihrer Jugend schon Gemeinschaft lernen und in der geistigen Entwicklung gefördert werden, so bringt man diese Opfer gern.