Die Gemeindeverwaltung heute
Die Gemeinde wird heute nach der Baden-Württembergischen Gemeindeordnung von 1955 vom Gemeinderat verwaltet. An dessen Spitze steht der unmittelbar von der Bürgerschaft auf 8 und später auf 12 Jahre gewählte Bürgermeister. Dem Gemeinderat gehören derzeit die folgenden Herren an:
Armbruster, Richard, Werkmeister
Bader, Hans, Schriftsetzer
Bayer, Ludwig, Schlossermeister
Haug, Gotthilf, Eisenwarenhändler
Karl, Willi, Elektriker
Kurz, Friedrich, Geschäftsführer
Lutz, Karl, Malermeister
Mayer, Rudi, Maurermeister
Müller, Karl, Schlosser
Müllerschön, Hermann, Landwirt
Der Mittelstädter Gemeinderat im Mai 1965. Stehend von links nach rechts: Hans Bader, Bürgermeister Konrad Steinmaier, Willi Karl, Ludwig Bayer, Friedrich Kurz, Rudi Mayer, Gotthilf Haug; sitzend von links nach rechts: Hermann Müllerschön, Karl Lutz (stellvertretender Bürgermeister), Richard Armbruster, Karl Müller. (Foto Näher, Reutlingen)
Die Dienste
Nachstehend seien kurz die Dienste der Gemeinde für die Bürgerschaft in der Reihenfolge ihrer finanziellen Belastung für die Gemeinde aufgeführt. Es sind dies das Schulwesen, die Ortsentwässerung, das Straßen- und Wegenetz, der Kindergarten, die Gemeindekrankenpflegestation, die Förderung der Landwirtschaft (Vatertierhaltung), die Müllabfuhr, Straßenbeleuchtung, die Feuerwehr, der Friedhof, die Badeanstalt, der Fleischbeschauer, das Marktwesen und die öffentlichen Waagen. Schließlich ist hier die zentrale öffentliche Wasserversorgungsanlage der Gemeinde zu vermerken.
Die ordnende Funktion der Gemeinde
Wesentlichster Punkt ist hier die Bauleitplanung, also die Planungshoheit der Gemeinde auf dem Gebiet des Hochbaues. Eine weitere Aufgabe ist die Erhaltung der Ordnung und des Schutzes des Eigentums innerhalb der Gemeindemarkung. Schließlich ist heute das Pass- und Ausländerwesen sehr bedeutend, sowie das polizeiliche Meldewesen. An vom Staat übertragenen Aufgaben wären hier noch zu nennen: das Standesamt, die Durchführung von Wahlen, Statistiken, das Gemeindegericht. Außerdem ist die Gemeinde bei zahlreichen Anträgen an andere Stellen vorbereitend und mit Stellungnahmen eingeschaltet.
Die verwaltende Tätigkeit der Gemeinde
Sie erstreckt sich in erster Linie auf die Verwaltung des gemeindeeigenen Grund- und Gebäudebesitzes, insbesondere des Gemeindewaldes. Schließlich fällt hierunter die gesamte Finanz- und Steuerverwaltung der Gemeinde, sowie die Gemeindekasse. Dieser Zweig umfasst vor allen Dingen die Finanzplanung im Rahmen des jährlich aufzustellenden Gemeindehaushaltes, die Veranlagung und der Einzug der durch Gesetze oder Satzungen vorgeschriebenen Steuern, Abgaben und Beiträge.
Der Personal:
Richard Bayer, Schuldiener,
Frau Erna Becker, Kindergartenhelferin,
Frl. Christel Buck, Kindergärtnerin,
Herr Jakob Galster, Friedhofaufseher,
Wilhelm Henzler, Fleischbeschauer und Gemeindearbeiter,
Schwester Dora Krauss, Krankenschwester,
Otto Knecht, Wassermeister,
Albert Müller, Fronmeister,
Stefan Schäffer, Turnhallewärter,
Frau Irma Schlotterbeck, Kindergartenhelferin,
Richard Schnitzer, Waldmeister,
Frl. Lydia Stoll, Kindergärtnerin
Gerhard Wandel, Farrenwärter.
Im Rathaus sind derzeit tätig:
Jakob Haug, Kassenverwalter (Gemeindepfleger),
Wilhelm Lauxmann, Verwaltungsangestellter,
Frl. Rose Schrayshuhn, Verwaltungsangestellte,
Frau Christel Rapsch als Amtsbotin, sowie 2-3 Verwaltungslehrlinge.
Als Dienstvorgesetzter fungiert Bürgermeister Steinmaier, der für die gesamte Verwaltung und für alle Einrichtungen der Gemeinde die Verantwortung trägt.
Die Wasserversorgung
Bis über die Jahrhundertwende hinaus wurden die Einwohner von Mittelstadt aus 50-60 selbst geschlagenen privaten und 7 öffentlichen Lauf- und Pumpbrunnen mit Trinkwasser versorgt. Im November 1907 fand dann eine denkwürdige Sitzung statt, bei welcher auch Herr Bauinspektor Groß vom königlichen Bauamt für das öffentliche Wasserversorgungswesen teilnahm. Damals willigte der Gemeinderat ein, dass ein Projekt für eine zentrale Wasserversorgung ausgearbeitet werde. Am 9. August 1908 entschied der Gemeinderat, vorerst nichts zu unternehmen. Bereits im September des gleichen Jahres jedoch willigte auf Vorschlag des Herrn Bauinspektors Groß das Gemeindekollegium ein, die Quellschächte zu bauen. Im März 1909 wurde das Reservoir in Wieslen genehmigt. Im Mai 1909 schließlich genehmigte der Gemeinderat generell den Bau der zentralen Wasserversorgungsanlage. Die höher gelegenen Gebäude allerdings wurden erst im Jahre 1913 nach dem Bau des Hochzonenbehälters auf Fröhlefeld und einer Pumpstation beim Hochbehälter Wieslen mit Wasser versorgt.
Das Wasser wurde also bis dahin lediglich aus der Quelle bzw. Grundwasserfassung im Gänsewasen entnommen. 1941 wurde die Fassung durch einen weiteren Sickerstrang entlang des Wieslenbachs erweitert. Wegen des sehr geringen Gefälles der Quellzuleitung zum Behälter Wieslen mit nur 2,8o in konnte die eingelegte 90-mm-Leitung das Wasser nicht ganz wegführen, so dass ein Teil in das Übereich in den Wiesenbach floss. In trockenen Zeiten reichte jedoch diese Qelle nicht mehr für die vergrößerte Gemeinde aus. In den Jahren 1948/49 wurde deshalb nach Beratung durch das damalige Innenministerium Tübingen von Prof. Marquard in der Au ein Brunnen gegraben. Weil die Schüttung praktisch gleich null war, wurde es notwendig, einen so m langen Sickerstrang in Richtung Neckar anzulegen. Aus den vorgefundenen Akten geht hervor, dass für diesen Brunnen eine Schüttung von 11 I pro Sekunde festgestellt wurde. Gleichzeitig baute man in Fröhlefeld einen zweiten Behälter neben dem bestehenden, so dass der Behälterraum dort 275 cbm groß war. Bauend auf die angegebene Quellschüttung von II 1 pro Sekunde wurde im Jahre 1956 die viel Wasser verbrauchende Stoffdruckerei Ernst Beck, Pfullingen, hier angesiedelt. Bereits 1958 musste festgestellt werden, dass der Brunnen eine tatsächliche Schüttung von nur 3,5 1 in der Sekunde hatte. Durch geoelektrische Messungen wurde ein Punkt etwa 6o m östlich der Pumpstation als grundwasserführend gefunden. Eine Probebohrung war dort leider ergebnislos. Im April 1959 wurde auf der Parz. 1096 etwa 120 m vom Neckarufer entfernt ein Brunnen mittels Brunnenringen abgesenkt. Der Brunnen brachte eine Schüttung von ca. 33 1 pro Sekunde. Eine Untersuchung des Wassers ergab allerdings einen Mangangehalt von 0,75 Milligramm pro Liter und war deshalb als Trinkwasser ohne sehr umfangreiche und schwierig arbeitende Aufbereitungsanlagen nicht brauchbar. Bei 3 weiteren Bohrungen im Südwesten der Pumpstation, etwa 40-100 m vom Neckarufer entfernt, wurden zwischen 5 und 9 Liter pro Sekunde je Brunnen als Schüttung ermittelt. Dieses Wasser wies nur noch 0,1 Milligramm Mangan pro Liter auf. Es wurde von den Fachleuten als für Trinkwasserzwecke noch brauchbar bezeichnet. Drei Unterwasserpumpen, mit Strom versorgt und gesteuert von der zentralen Pumpstation aus, versorgten nunmehr den Hauptbrunnen reichlich mit Wasser. Durch den Gehalt an Mangan und gelösten organischen Stoffen jedoch entstand in Kürze eine Pilzwucherung in diesem Brunnen, die sich auch im Hochbehälter alsdann zeigte und bei näherer Prüfung auch im Rohrnetz feststellbar war. Das Wasser musste deshalb sofort gechlort werden.
Bevor die Gemeinde zum Bau einer größeren Aufbereitungsanlage schritt, nahm der Bürgermeister mit Billigung des Gemeinderates Fühlung mit der Gemeinde Pliezhausen auf. Diese hatte jenseits des Neckars und nahe dem Markungsanteil Gstad der Gemeinde Mittelstadt im Jahre 1955 einen Horizontalfilterbrunnen gebaut, der normal eine Schüttung von 70 Liter/Sekunde aufwies. Jenes Wasser war mangan- und eisenfrei. Nach etwa 2 Jahren kam am 11. Oktober 1961 eine Vereinbarung über die Lieferung von zo 1/sek. Wasser aus dem Brunnen Pliezhausen an die Gemeinde Mittelstadt zustande. Kurzer Inhalt der Vereinbarung war das Recht der Gemeinde Mittelstadt, in diesem Brunnen 2 Pumpen mit je der genannten Nennleistung einzubauen und die entsprechenden Armaturen dort anzubringen. Im März 1962 bereits war das schwierigste Stück der Druckleitung von jenem Pliezhäuser Brunnen zu dem Hochbehälter der Gemeinde Mittelstadt durch den Neckar fertig. Für die Operation wurde ein Bagger der Firma Henzler auf einem gefertigten Floß aufgebaut. Dieser baggerte eine Rinne in das Flußgeschiebe, in welche eine an Land fertigmontierte, jedoch in den Gliedern bewegliche Doppelleitung aus 2 Röhren mit je 20 cm Durchmesser eingezogen wurde. Zur Speicherung des Wassers wurde auf der höchsten Höhe im Lachenhau (385 m ü. M.) ein Behälter mit 150o cbm Inhalt 1963 fertiggestellt. Dieser Hochbehälter (17 m höher als der Hochbehälter Fröhlefeld) ermöglichte schließlich eine weitgreifende Ausdehnung des Wohngebietes auf die Höhen im Gewand Weingartäcker, Schölderlen, Lachenhau und Hochbuch. Gegenüber den bisher zwei Druckzonen wurde vorerst versuchsweise, dann endgültig das gesamte Rohr-netz im Gemeindegebiet einheitlich unter diesen Druck des höchsten Hochbehälters gesetzt. Durch eine Druckminderung für die tiefstgelegenen Ortsteile ergab dies außer einigen Rohrbrüchen in der Übergangszeit keinerlei Schwierigkeiten. Durch die Umstellung auf einen einheitlichen Druck war es jedoch nicht mehr möglich, die Gänsewasenquelle durch natürlichen Zufluss zu nutzen. Im Interesse einer weitgehenden Sicherung der Trinkwasserversorgung bei etwaigen Störungen der Hauptanlage entschloss sich deshalb der Gemeinderat, diese Gänsewasenquelle so abzufassen, dass sie nahe der Turnhalle durch einen Filter fließt und so die vorübergehenden Verunreinigungen nach starkem Regen abgefangen werden. Durch eine nachgeschaltete Ozonisierung wird dieses Wasser vollkommen entkeimt und in seinem Wert gehoben. Ein Sammelbehälter von ca. 65 cbm nimmt dieses reine Quellwasser dann auf. Eine Pumpe fördert es dann ebenfalls zum Hochbehäter Lachenhau. Durch die tiefer lagernde Filterstation wird der gesamte Anfall an Quellwasser nunmehr genutzt und fließt nicht mehr teilweise in das Übereich. Es wird mit einem Anfall von durchschnittlich 25o cbm pro Tag gerechnet.
Der Verbrauch der Gemeinde mit der Industrie zusammen beträgt zur Zeit im Durchschnitt etwa 600 cbm pro Tag. Der Brunnen Pliezhausen liefert nach wie vor einwandfreies Wasser, das nicht entkeimt zu werden braucht. Die Kosten der gesamten Anlage einschließlich der Bohrversuche seit 1958 belaufen sich auf rund 800000 DM. Das Land hat sich dankenswerterweise an diesem Aufwand wesentlich beteiligt.
Die Ableitung und Reinigung des Abwassers
In früheren Zeiten war der Wieslenbach und damit auch der Neckar der Sammler aller anfallenden Abwässer und leider manchmal auch manchen Unrates aus der Gemeinde. 1923 begann die Gemeindeverwaltung mit dem Bau von Straßenkanälen. Alle neuen Baugebiete erhielten sofort zuerst den Kanal, dann die Wasserleitung und zuletzt die Straßendecke. Mit zunehmender Kultivierung des Lebens auch auf dem Lande trat schließlich die Notwendigkeit, eine Sammelkläranlage einzurichten, immer mehr auf. In einem generellen Kanalisationsplan aus dem Jahre 196o/62 war deshalb die zentrale Zusammenfassung der Abwässer in einem Sammelkanal vorgesehen. Dazu aber war notwendig, den vorher in vielen Windungen durch den Ort ziehenden, in Gewölben unter der Straße und unter Privathäusern hindurchfließenden Wieslenbach in Röhren zu legen und das Abwasser darin abzuführen. Im Einvernehmen mit den maßgeblichen Regierungsstellen wurde hierfür ein großer Kanal mit 1000 - 1200 mm Durchmesser für das Schmutzwasser und den Regenwasseranfall, sowie ein kleiner Kanal mit 3oo mm Durchmesser für das Reinwasser (Quell- und Brunnenwasser) vorgesehen. Das reine Schmutzwasser soll dann über die geplante Neckarbrücke jenseits des Neckars befördert und in die dort vorgesehene Kläranlage eingeleitet werden. Im Herbst 1963 war nach harter Arbeit das erste Teilstück der Bachverdolung bis zum Rathaus fertiggestellt. Unternehmer war Firma Ludwig Henzier aus Riederich. Der zweite Abschnitt bis zur Wieslenstraße wurde durch Firma Schwarz, Neckartenzlingen, in den Jahren 1964165 ausgeführt. Von dieser Kreuzung mit der Wieslenstraße ab wurde 1965 ein getrennter Abwasserkanal auf der Nordseite des Bachlaufes bis zur Einmündung der Abwasserleitung aus dem Industriegebiet einerseits und dem Wohngebiet Weingartiicker andererseits weitergeführt und so der Bachlauf von Abwässern völlig freigemacht. Die Kosten für die Bachverdolung beliefen sich auf rund 700 000 DM bei einer Länge von 84o m. Diese Baumaßnahme war für die Gemeinde, insbesondere für die Anwohner im Gieß und in der Hauptstraße sehr lange Zeit eine harte Prüfung. Heute jedoch ist sie ein Segen. Mit dem Bau der vorgesehenen mechanisch und biologisch wirkenden Sammelkläranlage im Auchtert, deren Kosten auf ca. 90000o DM geschätzt werden, wird die Gemeinde das Abwasserproblem in groben Zügen gelöst haben. Wir haben damit unser Teil beigetragen zur Verbesserung des Zustandes unserer Gewässer und damit zur Gesunderhaltung der Wasserwirtschaft im Lande insgemein.