Infoveranstaltung BI Gegenwind
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Großer Andrang bei Informationsabend der BI Gegenwind in Mittelstadt
Über 200 Besucher füllten die Festhalle in Mittelstadt bis auf den letzten Platz, als der Vorsitzende der Bürgerinitiative Gegenwind die Anwesenden begrüßte. Neben zahlreichen Mittelstädter Bürgern waren auch viele Gäste aus den Nachbargemeinden gekommen. Ziel der Veranstaltung war es, kritisch über die geplanten Windkraftanlagen aufzuklären und zu betonen, dass Klimaneutralität nicht auf Kosten der Bürger erreicht werden solle.
Vorstellung der Planungsgebiete RT20 und RT21
In einer zweigeteilten Präsentation von jeweils etwa 40 Minuten wurden die Gebiete RT20 und RT21 anhand von Karten vorgestellt. Es wurde mitgeteilt, dass dort drei bis fünf Windräder geplant sind. Diese Gebiete umfassen das Quellgebiet des Buchbachs und des Wieslenbachs. Durch den Zuschnitt entfällt die Einstufung als Klima- und Immissionsschutzwald, wodurch viele Naherholungsgebiete verloren gehen könnten. Der zuständige Regionalverband sieht die Fläche in Bezug auf die Auswirkungen auf Bevölkerung, Flora und Fauna sowie das Klima als negativ an. Um die Dimensionen zu verdeutlichen, wurden die Größen der Windräder mit der Mittelstädter Kirche und dem Stuttgarter Fernsehturm verglichen.
Kritische Hinterfragung der Windkraft
Die Referenten stellten die Sinnhaftigkeit von Windkraftanlagen in Mittelstadt in Frage. Sie betonten sowohl den zweifelhaften wirtschaftlichen Nutzen als auch das Risiko von sogenannten Dunkelflauten, also Zeiten ohne Wind und Sonne. Besonders hervorgehoben wurden die hohen Kosten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), in das pro Monat über eine Milliarde Euro einbezahlt wird—Geld, das an anderer Stelle erwirtschaftet werden müsse. Auch das Thema grüner Wasserstoff wurde kritisch beleuchtet.
Flächenvorgaben und lokale Entscheidungen
Bereits 2022 wurde festgelegt, dass die Gemeinden 1,8 Prozent Vorranggebiete für Windkraft ausweisen müssen. Falls dies bis zum 30. September 2025 nicht erfolgt, können Windkraftprojekte unabhängig von kommunalen Vorgaben umgesetzt werden. Der Bezirksgemeinderat Mittelstadt hatte sich schon vor fast zehn Jahren nicht gegen Windkraft und Energiewende verschlossen und die Nutzung von zehn Hektar Ackerfläche in Aussicht gestellt. Die Stadt Reutlingen fühlte sich jedoch nicht daran gebunden und wies ohne Rücksprache mit Mittelstadt weitere 20 Hektar Wald aus. Damit läge über ein Sechstel der von Reutlingen auszuweisenden Gesamtfläche auf Mittelstädter Gemarkung, um andere Reutlinger Bezirksgemeinden zu entlasten.
Auswirkungen auf Bevölkerung und Umwelt
Die Referenten arbeiteten die möglichen Einflüsse auf die Bevölkerung heraus. Laut Darstellung sei mit einer Wertminderung von Immobilien im Umkreis von ein bis zwei Kilometern um die Windkraftanlagen zwischen sieben und 23 Prozent zu rechnen. Auf die Risiken durch Schall und insbesondere Infraschall wurde hingewiesen, wobei auch eingeräumt wurde, dass aus Sicht des zuständigen Bundesamts kein Risiko nachweisbar sei. Das Thema Schattenwurf der Windräder wurde ebenfalls thematisiert. Ergänzend wurde auf den Abrieb und die unzureichende Recycelbarkeit der Rotorblätter hingewiesen. Besonders betont wurde, dass in Baden-Württemberg der Mindestabstand von Windkraftanlagen zur Wohnbebauung 750 Meter beträgt, während in Bayern das Zehnfache der Anlagenhöhe vorgeschrieben ist—bei einem 160 Meter hohen Windrad also 1,6 Kilometer.
Bisherige Aktivitäten der BI Gegenwind
Die bisherigen Aktivitäten der BI Gegenwind wurden vorgestellt. Insbesondere wurde auf eine vom ehemaligen Bezirksbürgermeister Wilhelm Haug initiierte Umfrage und deren Ergebnisse hingewiesen. Die Bürgerinitiative wurde im Mai 2024 im Anschluss an eine Informationsveranstaltung des Bezirksgemeinderats zur Windkraft gegründet. Anfragen an das Regierungspräsidium ergaben, dass das Vorhaben als unkritisch eingestuft wird. Das Landratsamt teilte mit, dass es erst aktiv werde, wenn ein Genehmigungsverfahren beantragt sei. Weitere Aktivitäten mit Organisationen wie dem NABU und der Reutlinger Verwaltung stehen noch aus.
Aussichten und Lösungsvorschläge
Die Chancen auf einen Bürgerentscheid zur Windkraft sieht die BI als gering an, da 20 Prozent der Stimmberechtigten dies fordern müssten. Zudem befürchtet die BI, dass Nachbargemeinden nicht zustimmen würden, um nicht selbst Windkraftanlagen auf ihrer Gemarkung zu erhalten. Eine weitere Möglichkeit sei, dass sich kein Investor findet. Der Vorsitzende Herr Rein erinnerte daran, dass man in Mittelstadt schon erfolgreich gegen ein Atomkraftwerk demonstriert habe und fragte: „Warum sollte das nicht wieder so sein?“
Die Lösungsvorschläge der BI blieben eher allgemein. Es wurde eine Abkehr vom Lobbyismus gefordert sowie die Flexibilisierung des Strompreises. Zudem wurde der Einsatz besserer technischer Lösungen für die Stromspeicherung und der Erhalt von schnell steuerbaren, regelbaren Kraftwerken gefordert. Der Strom solle dorthin gebracht werden, wo er benötigt wird.
Fazit der Veranstaltung
Die Informationsveranstaltung verlief in einem sachlichen Rahmen, in dem die Referenten die Sichtweise der BI Gegenwind darstellten. Weitere Informationen zur BI Gegenwind finden Sie hier: .....