Wein aus Mittelstadt
Einige Flurnamen erinnern uns daran, dass in Mittelstadt einstmals Wein angebaut wurde, wie z. B. Rebstock, Weingartäcker, Halde und Wittumhalde. Aber das ist lange her und reicht bis in die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg zurück.
Aber nicht nur bei uns, sondern auch in Hammetweil, in Pliezhausen, Bempflingen, Riederich, Glems und ebenfalls wohl in allen anderen Talorten unserer näheren und ferneren Umgebung wurden Reben gepflanzt. Es scheint jedenfalls so, als ob das Mittelalter ein weinseliges Zeitalter gewesen sei.
Die erste Nachricht von Weinbau in unserer unmittelbaren Umgebung erhalten wir aus einer Urkunde vom 22. 9. 1334, in der Konrad, Kirchherr zu Nürtingen, sieben namentlich genannten Bauern aus Pliezhausen und Dörnach das Recht gibt, Pfähle in dem zu einem zur Mörsberg (Pliezburg) gehörenden Wald zu schlagen, falls die Bauern einen Teil der wüsten Mörsberg-Güter in Weinberge verwandeln wollen. Wie alt der Weinbau in Mittelstadt ist, weiß man nicht. Die erste Nachricht darüber erhalten wir aus einer Urkunde vom 12. Januar 1481. Damals gab Kloster Pfullingen an den Pfarrer und 3o Bürger von Mittelstadt sowie 2 Bauern von Reicheneck einen Wald von 20112 Morgen in 42 Stücken zu Erblehen aus. Der Wald hatte vorher zur Mühle gehört. Bedingung der Klosterfrauen war, »dass alles bis Pfingsten ausgereutet, mit Rebstöcken besetzt und zu Weingarten gemacht und ewig mit Mist, Stöcken und rechten Bau in Ehren gehalten werden muss, worüber das Kloster die geschworenen Weingartschauer von Metzingen erkennen lassen kann. Da alles dieses dein Flecken Mittelstadt zulieb geschieht, soll dieser künftig dem Müller, dem der Wald entzogen wird, Bau- und Brennholz gewähren.«
Aber die »Hüntzlinshalde« (Henzlen) zu Mittelstadt, um die es sich hier handelte, »wollte zu Weingärten nicht edeln, taugen, noch fruchtbar sein« und so wurde sie 1496 wieder in Ackerland verwandelt. In einer anderen Halde, vielleicht in den Weingartäckern, in der zur gleichen Zeit wie in den Henzlen Weinberge angelegt worden waren, erschienen schon 1486 die Weingartschauer von Metzingen und gaben über drei Morgen Weingärten ein vernichtendes Urteil ab. Sie wurden von ihnen als zu dem Weingartenbau untauglich und nicht gut geachtet und geschätzt«, so dass diese Weingärten auch bald wieder anders genutzt wurden. Rebstock, Halde und Widumhalde wurden wahrscheinlich noch vor dieser Zeit mit Weinstöcken angepflanzt. Trotz dieser Fehlschläge ließ es sich eine Anzahl Mittelstädter Bauern nicht verdrießen, auch später wieder Wein anzubauen. 1634 finden wir in Mittelstadt immerhin noch 13 Morgen Weinberge. Der Wein wurde in einer ortseigenen Kelter verarbeitet; 176o wird eine Kelter genannt, die am Buchbach, in der Nähe der Weingärten, stand.
1652, wenige Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges, gab es nur noch 5 Morgen Rebenland. Von nun an werden wir durch die Güterbücher über den Weinbau informiert: Im Güterbuch von 1682 finden wir 10 Morgen, ebensoviel ist in den Güterbüchern von 1841 (10.-12. Teil) verzeichnet. Von jetzt an ging es abwärts mit dern Weinbau. In den Fünfzigerjahren dieses Jahrhunderts wurde das letzte Stück Weinberg in den Weingartäckern angebaut. Heute ist auch das verschwunden. Der Weinbau in Mittelstadt gehört der Geschichte an. Lediglich die Flurnamen und die alten Terrassen in den Henzlen und die Hüppele in den Weingartäckern erinnern uns noch daran, dass in Mittelstadt auch einmal Wein angebaut und gekeltert wurde. Daß es ein guter Tropfen war, dürfen wir auf Grund des Urteils der Metzinger »geschworenen Weingartschauer« wohl mit Recht bezweifeln.