Brunnengedicht vom Lodenberg
Im Lodenberg, im Lodenberg, da wär's gar hübsch und nobel,
doch immer ist die Wassernot, beim Schuster wie beim Strobel.
Lange hat man sich besonnen ,wie man bekomme einen Bronnen;
den stärksten Mut der Martin führt, im Keller hat er's zuerst probiert.
Er verlocht sich metertief, doch was ist's das ihn betrübt?
Felsen treten zu Gesicht, doch der Martin fürcht sich nicht.
Er läuft zum Widmann wie ne Wanze und kauft sich Pulver, das ist's Ganze.
Kaum ist der erste Schuss gemacht und bompf, was hat denn so gekracht?
Die Kellerstiege nicht mehr steht, die Türe aus den Kloben fährt.
Hat es ein rechtes Loch gerissen? frägt das Dorle ganz beflissen.
Auch der Schendelmacher oben, kam vom Knall herangezogen.
Weil's ihn auch nach Wasser dürst, denkt er es sei seine Pflicht.
Doch was fällt dem Schuster ein? Der hätt Wasser und wir kein's.
Martin lass doch sein das Graben, wir wollen alle Wasser haben.
Lass doch gleich die Arbeit stehen, wir wollen insgesamt mal sehen.
Wir wollen einmal einig sein und fragen, was tut die Gemeinde tragen
Du hast recht und s' ist auch wahr, mein Pulver ist schon wieder gar.
Du kannst ja alle heut noch fragen, was sie zu dieser Meinung sagen.
Und der Schuster bracht es fertig, dass die Leute alle prächtig
von dem Lodenberge kamen und unterschrieben ihre Namen.
Der Beschluss war so gefasst, wenn ihr grabt und Wasser habt,
soll die Pumpe auch nicht fehlen, sagten die Gemeinderäte.
Jetzt kommt der Brunnen ganz famos, in des Schütz- und Wartmanns Hof.
Danerele sich göttlich freut, weil's Bronnaziel jetzt ist erreicht,
ond sie jetzt ungeniert und keck, beim Schütza s'Wasser hola deff.
Au d'Nähre sait, mi freit des freile, weil i mir später kauf a Gäule,
ond no ens Wasser hau et weit, no heirot mi der Christian Veit.
S'Gretle zeigt fei au no Leaba, weil sui hot da Platz hergeba.
Auch em jonga Knecht sei Frau sagt, do nehm i's net genau,
nur et graba an deam Loch, zahlen will ich gerne doch.
Und der Gottlob von dem Feld, stellt sich ein als Bronnenheld.
Bloß die Zahlung fällt ihm schwer, weil er fürcht den Berg so sehr.
Doch mein Haus gilt ziemlich weiter, unterschreibt der Gottlob heiter.
Obschon der Gallus lag im Bett, hat er sich nicht zur Wehr gesetzt
Weil's Protokoll war nach Belieben, hat er es willig unterschrieben.
Endlich wird es einmal wahr, und am zwölften Januar
Martin nun den Zirkel fasst und den Kreis zum Brunnen macht.
Und jetzt geht's von neuem los, bombenieren das ist groß.
Doch einmal ging es nicht korrekt, weil's Loch nicht war zugedeckt,
und der Schuss, der war nicht klein, er schlug dem Strobel s'Dach hinein.
Bei jedem Schuss Herr Widmann lacht und tritt hinzu zum Brunnenschacht.
Er ruft den Unterird'schen zu und lässt den beiden keine Ruh.
Mach diesen einen Schuss hinein, mein Pulver reißt, darfst sicher sein.
Selbst der Kiefner an dem Bock zieht das Seil, dass s'Gschäft net stockt.
Er leert die Kübel öfters aus und endlich zieht er Wasser rauf.
Und die Hoffnung ist jetzt do, dass der Brunnen bald voll stoht.
Der Brunnen soll uns recht ergötzen, wir wollen eine Pappel setzen.
Weil an dem Brunnen wird viel gelappelt, wird hingesetzt eine Pappel.
Jeder kann nun leicht erraten, warum wir den Namen Pappelbrunnen gaben.
Des ist s'Lied vom Bronnagschäft.
Prosit heut ist s' Wasserfest!
Quelle: Fr. Brendle und K. Wartmann ; Mittelstadt a. N. , den 2. Februar 1901